Salò ist der letzte und zugleich skandalträchtigste Film Pier Paolo Pasolinis. Ausgehend vom berüchtigten Romanfragment Die 120 Tage von Sodom, welches der Marquis de Sade 1785 in Gefangenschaft verfasste und in die Zeit des ausgehenden Zweiten Weltkriegs transponierte, wird der Film häufig als Höhepunkt der Faschismus- und Konsumismuskritik Pasolinis betrachtet. Der Artikel bietet zu sowohl Sades als auch Pasolinis Fassung der 120 Tage von Sodom einen alternativen Zugang entgegen üblicher Leserichtung, welcher sich den Themen psychoanalytisch nähert und darauf abzielt, zugrundeliegende Darstellungsmechanismen einer Ästhetik des Masochismus zuzuordnen. Die Relektüre Sades versteht sich als Gegenargument zum Vorwurf der Pornographie und die Analyse Pasolinis skizziert dessen Standpunkt zu seinem eigenen Werk als komplexer – und pessimistischer – als das übliche Verständnis dies vorsieht.