Seitdem YouTube als eine der relevantesten sozialen Plattformen unserer Zeit etabliert ist, wird dem Videoportal vorgeworfen, durch die Funktionsweise des zugrundeliegenden Empfehlungsalgorithmus die Bildung homophiler Interaktionsräume auf der Plattform zu begünstigen und zudem Inhalte, die einer politisch rechten Ideologie entstammen, zu befördern. Da nicht alle Parameter und Prozesse, die in den Algorithmus einfließen, von YouTube offengelegt werden, haben wir mithilfe eines Selbstexperiments den Versuch unternommen, die politischen Dimensionen des YouTube-Algorithmus offenzulegen. Dafür haben wir das linke und rechte Spektrum auf YouTube untersucht: So bezeichnet die Positionierung als linke_r Akteur_in auf der Plattform eine dezidierte Gegenposition zum rechten Netzwerk und entstammt keiner extremistischen Ideologie, sondern schließt unter anderem Akteur_innen etablierter journalistischer Medienanstalten ein. Zudem stellen wir fest, dass die als neutral definierte Persona vom Algorithmus als männlich kodifiziert wird und im weiteren Verlauf unseres Experiments recht schnell mit eindeutig rechten Akteur_innen in Kontakt kommt. Begleitend zu dieser Projektarbeit erscheint ein Audio-Feature festgehalten, in welchem Expert_innen aus Wissenschaft und Journalismus zu YouTubes Empfehlungsalgorithmus Stellung beziehen.
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Charlotte Braun: Daten erobern den Fußball. Zum Einsatz von Big Data in der Allianz Frauen-Bundesliga
Die Studie „Verlust von Distanz“ ist von Charlotte Braun durchgeführt worden. Ihr Ziel ist es, aufzudecken, inwieweit das Phänomen „Big Data“ im Frauenfußball angekommen ist. Es soll offengelegt werden, ob und in welchem Maße die zwölf Vereine der Allianz Frauen Bundesliga mit Videomaterial und Statistiken arbeiten und ob sich dadurch das Verhältnis zwischen Trainer_in und Spielerin verändert: Kommt es zu einem Verlust von Distanz? Kommt es durch die Systemoptimierung zu einer Objektivierung des Spiels?
Um Fragen wie diese beantworten zu können, werden Interviews mit den Trainer_innen der Frauenfußballmannschaften der 1. Liga geführt.
Carolin Rolf, Mary Shnayien: „Geruchswahrnehmung aus der Luft ist meines Wissens nach gestattet.“ Daten, Drohnen, Drogenfahndung am Beispiel des Cannachoppers
Big Data als Technik und Analyseinstrument gesellschaftlicher und ökonomischer Zusammenhänge dringt in weite Bereiche des Alltags vor, obgleich die Folgen dieser neuen Technik noch nicht absehbar sind. In diesem Zusammenhang gewinnen auch Drohnen als unterstützender Teil polizeilicher Ermittlungsverfahren immer mehr an Bedeutung. Eine dieser Drohnen ist der Cannachopper, der, begünstigt durch eine Gesetzeslücke, im April 2009 von der niederländischen Polizei eingesetzt wurde, um illegale Hanfplantagen ausfindig zu machen. Der Artikel kann als kurze Ergänzung zum im Anhang befindlichen Skript des gleichnamigen Radiofeatures gelesen werden und situiert den Cannachopper in einem Gefüge aus Begehren und Wünschen nach Sicherheit, effizienter und kostengünstiger Polizeiarbeit und der Dystopie von totaler Überwachung.
Mary Shnayien: „There’s a better version of you out there.“ Überwachung, Personalisierung und die Sorge um sich im Selbstversuch
In einem Selbstversuch testet die Autorin das Fitnessarmband UP der Firma Jawbone, das auf Basis gesammelter Daten personalisierte Ernährungs-, Schlaf- und Sportempfehlungen ausgeben kann, und zeichnet ihre Erfahrungen mit dem UP-System auf. Dabei wird Personalisierung sowohl als Technologie des Selbst als auch als Überwachungstechnologie bestimmt und die sich an dieser Intersektion ineinander verschränkenden Begehren, Wünsche und Ängste kartographiert.
Charlotte Braun, Lisa Seemann: (Spieler + Big Data) x Analyse ≈ Erfolg – Fußball ist (keine) Mathematik. Wie Daten den Fußball beeinflussen
„Fußball ist keine Mathematik“, sagte vor vielen Jahren einmal Karl-Heinz Rummenigge. Trotzdem ist Fußball in vielen Punkten ein berechenbarer Sport. Mit der Betrachtung von Laufleistung, Passquoten und Kraft-Ausdauer fing es einmal an, mit Tracking, Chiptechnologien und Datenbanken geht es heute weiter. Früher lieferte uns das Auge als Medium Zugang zum beliebten Sport, heute übernimmt das technische Auge die Überwachung und Auswertung von Spieldaten. Ziel der Big Data-Technologie im Fußball ist der Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Vereinen – kurz gesagt: es zählt der Erfolg. Das beste Beispiel dafür ist der Weltmeistertitel der Deutschen Nationalmannschaft 2014 in Brasilien. Daten und ihre Verarbeitung haben den Fußball weiterentwickelt, geprägt und verändert. Ohne Daten würde weder das Fernsehbild beim Zuschauer ankommen, noch das Spiel in der heutigen Form existieren. Im Kurzfilm berichten Funktionäre des DFB, des BVB und der Softwarefirmen SAP, Deltatre und Scout7 über ihre Sicht auf Big Data im Fußball.