Madame de Sévigné verfasste im 17. Jahrhundert zahlreiche Briefe an ihre Tochter und enge Freund_innen. Ihre Briefe sind als eines der wenigen Werke von Frauen aus dem 17. Jahrhundert in den französischen Literaturkanon eingegangen. Bereits ihre Zeitgenoss_innen, aber auch die aktuelle Forschung haben dabei stets ihren Unterhaltungswert und ihre Natürlichkeit betont. Doch entgegen dem Vorurteil, es handle sich dabei ausschließlich um Briefe einer liebenden Mutter, lassen sich in vielen ihrer Briefe – sowohl subtil wie offenkundig – politische Botschaften finden. Besonders in den Briefen, die über den Prozess gegen ihren Freund Fouquet berichten, zeigt sich deutlich die Kritik an der Herrschaft Ludwig XIV.
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Heike Jaskolka: Zwischen weiblicher und männlicher Identität. Zum Selbstbild George Sands in ihren Briefen
„Aber was für eine Vorstellung haben Sie denn von den Frauen, Sie, die Sie vom dritten Geschlecht sind?“, schrieb Gustave Flaubert im Jahre 1868 an George Sand. Nicht nur das Antwortschreiben sondern die gesamte Korrespondenz der Schriftstellerin gibt Aufschluss über ihr Frauenbild und offenbart gleichsam, wie sie sich selbst wahrnahm und wahrgenommen werden wollte. Die von Flaubert deklarierte Zuordnung zum „dritten Geschlecht“ evoziert dabei die Frage nach Sands eigener Verortung innerhalb der Geschlechtsidentitäten. Verstand sie sich selbst als „homme-femme“, als hermaphroditisches Wesen?