Comics und Queerness haben einiges gemein. Brüche mit Vorstellungen von Kohärenz und Linearität werden hier sowohl durch hybride Materialität, als auch durch Projekte des Gegen-Lesens unter Aspekten von Zeit, Affekt und Spur verhandelt. In diesem Artikel werden queertheoretische Überlegungen Ann Cvetkovichs und José Muñoz auf das Medium Comic bezogen und an Beispielen der Comics Alison Bechdels analysiert. Die Potenziale des Queeren Archivs treten in Alison Bechdels Comics nicht nur thematisch offen zutage. Sie entfalten Fragen der Sammlung und Neuordnung von Vergangenheit entlang der homosexuellen autobiographischen, (Comic)Künstler_innenbiographie.
Archive
Sarah Görlich: Filmästhetik im Manga. Leere Bilder, visualisierte Emotionen und Ozus pillow-shots
Der Manga verfügt über ein visuelles Potenzial, das die Leser/innen dazu einlädt, auf spezifische Weise an seinen Geschichten teilzuhaben. Einige seiner Stilmittel sind von kinematografischen Verfahren beeinflusst. Gerade in der Visualisierung von Emotionen zeigt sich eine besondere Analogie: Leerstellen in den Panels und Einschübe verschiedener Motive und Aspekte gehen nicht in der Narration auf. Diese Verfahren weisen eine strukturelle und funktionelle Verwandtschaft zu den pillow-shots des japanischen Regisseurs Ozu Yasujirō auf. In Ozus Filmen und im Manga werden leere Bilder zu Projektionsflächen für Gefühle.
Max Kanderske: Kritik an Repräsentationen schwuler Männlichkeit im Yaoi-Manga
Im japanischen Yaoi-Manga werden Beziehungen zwischen männlichen Protagonisten – häufig in expliziter Art und Weise – zur Unterhaltung einer vornehmlich weiblichen Leserschaft dargestellt. Anhand der Kritik, die Masaki Satō 1992 an dieser Darstellungsform übte, sollen im Rahmen dieses Artikels wesentliche Genrespezifika ermittelt und die Besonderheiten für eine weibliche Leserschaft konzipierter männlicher Liebesbeziehungen untersucht werden.
Véronique Vonier: Von der Graphic Novel zum Film – Postmoderne und die Repräsentation von Gender in Frank Millers Sin City
Aufgrund ihrer expliziten Darstellung von Gewalt und dem offensichtlichen klischeehaften, stereotypen Verhalten der sowohl männlichen als auch weiblichen Figuren, sorgte die Leinwandversion von Frank Millers Sin City Graphic Novels im Jahr 2005 auf Seiten der Kritiker gleichzeitig für Empörung und Begeisterung. In diesem Zusammenhang untersucht der hier vorzufindende Artikel die Repräsentation von Gender in Frank Millers kontrovers diskutiertem Film Sin City. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass es sich bei dieser Comicverfilmung um einen so genannten overtpostmodernen Film (Seidl o.J., 344) handelt, welcher sich durch die demonstrative zur Schau Stellung seiner eigenen Künstlichkeit auszeichnet und dessen offensichtlicher, aber auch innovativer Gebrauch digitaler Filmtechnik sowohl die graphischen Möglichkeiten des Mediums Comic als auch die technischen Möglichkeiten des Mediums Film offen zelebriert. Dabei wirkt sich der Aspekt der demonstrativen Künstlichkeit nicht nur auf die Ästhetik des Films, sondern auch auf die Repräsentation von Gender aus. Der vorliegende Artikel vertritt somit die These, dass im konkreten Fall von Frank Millers Sin City die postmoderne Art der Verfilmung nicht nur die Künstlichkeit der beiden Medien Comic (bzw. Graphic Novel) und Film hervorhebt, sondern auch die Künstlichkeit bzw. Konstruiertheit des repräsentierten Diskursproduktes Gender (Liebrand 2002, 256) demonstrativ zur Schau stellt.