Chantal Akermans De l’autre côté spürt die Gewaltverhältnisse an der Grenze zwischen Mexiko und den USA entlang der beiden Städte Agua Prieta und Douglas sowie der Wüstenregion nördlich von Douglas auf. Die Akteur_innen des Grenzgebiets befinden sich in einer traumatischen Gegenwart zwischen Erinnerung und Realität, Sichtbarem und Unsichtbarem, sowie Stasis und Bewegung. Der Artikel beleuchtet den Differenzcharakter von De l’autre côté gegenüber den klassischen Kategorien von dokumentarischem, fiktionalem und strukturellem Film und zeigt auf, wie Akermans spezifische Filmästhetik ihren Bildern politische Wirkmächtigkeit verleiht, indem sie den Moment des illegalisierten Grenzübertritts auf eine nicht-sichtbare Wahrnehmungsebene der Betrachter_in verschiebt. Es wird dargestellt, wie De l’autre côté in seiner filmischen Rhetorik der Gegensätzlichkeit eine sich von der Grenzmauer aus auf die umliegenden Gebiete ausweitenden Brutalität evoziert und Migration auf komplexe Weise als Diskursfeld begreiflich macht.