Der Nahostkonflikt besitzt eine so starke Durchdringungskraft, dass er andere Konfliktlinien häufig überdeckt. Auf Basis von Erfahrungen und Gesprächen in Israel und Palästina versucht diese Arbeit nachzuzeichnen, auf welche Art die Kategorien Race, Class und Gender an der Formation der Streitlinie Palästina/Israel beteiligt sind.
Archive
Maurice Spengler: „The love that dare not speak its name“. Männliche Homosexualität als historisches Phänomen im British Gay Heritage Cinema
Der Beitrag untersucht die durch Verweise auf die Antike und Kopplung an die Gegenwart evozierten Widersprüche in der Betrachtung männlicher Homosexualität im Genre des British Gay Heritage Cinema. Anhand ausgewählter Filmbeispiele soll gezeigt werden, wie es durch die Vermischung der Zeitebenen zu Ambivalenzen in der Repräsentation männlicher Homosexualität kommt. Die filmische Gegenwart des Viktorianismus wird dabei durch das Konzept der platonischen Liebe angereichert. Das Zusammenspiel aus der dargestellten Frustration der homosexuellen Protagonisten und dem visuellen Genießen der Nostalgie des Genres scheint widersprüchlich und verweist auf aktuelle Debatten über Toleranz und Vielfalt.
Anja Michaelsen, Karin Michalski, Todd Sekuler: AIDS-Proteste, Videokunst und queere Politiken. Ein Gespräch mit Karin Michalski und Todd Sekuler
Anlässlich der aktuell wieder verstärkten Aufmerksamkeit für AIDS-Politiken und AIDS-Aktivismus in den Queer Studies und queerer Kunstproduktion erläutern die Filmemacherin und Kuratorin Karin Michalski und der Kulturwissenschaftler Todd Sekuler im Gespräch mit Anja Michaelsen die spezifische politische und ästhetische Bedeutung insbesondere von Videodokumentation und -kunst. Sie diskutieren einzelne im Kontext der AIDS-Bewegungen seit den 1980er Jahren entstandene Videos in Hinblick auf ihre ästhetischen Eigenschaften und auf die politischen und affektiven Verbindungen zur gegenwärtigen Situation. Was lässt sich möglicher Weise aus den damaligen Kämpfen und Strategien bezüglich der Politisierung von Wut und negativen Gefühlen und der Betonung kollektiven Protests lernen? Das Gespräch fand im Anschluss an die Veranstaltung mit Michalski und Sekuler AIDS. Aktivismus. Videokunst nach 1989 im Sommersemester 2014 am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum statt.
Max Kanderske: Kritik an Repräsentationen schwuler Männlichkeit im Yaoi-Manga
Im japanischen Yaoi-Manga werden Beziehungen zwischen männlichen Protagonisten – häufig in expliziter Art und Weise – zur Unterhaltung einer vornehmlich weiblichen Leserschaft dargestellt. Anhand der Kritik, die Masaki Satō 1992 an dieser Darstellungsform übte, sollen im Rahmen dieses Artikels wesentliche Genrespezifika ermittelt und die Besonderheiten für eine weibliche Leserschaft konzipierter männlicher Liebesbeziehungen untersucht werden.
Janine Wahrendorf: Gender Trouble im amerikanischen Fernsehen des 21. Jahrhunderts? Glee und das Spiel mit Geschlechtsidentitäten
Judith Butler formulierte Anfang der neunziger Jahre ihre Theorie der Heteronormativität und bezeichnete die Parodie als Möglichkeit, um Machtstrukturen offen zu legen und Binärismen aufzubrechen, das heißt, als Gender Trouble. Ob und wie die zeitgenössische Serie Glee diese Problematik über zwanzig Jahre später ebenfalls aufgreift, soll vor allem an der Figur des Kurt Hummel analysiert werden, um im Anschluss auf die aktuellen Entwicklungen in Bezug auf „Homonormativität“ eingehen zu können.
David Freis: Homosexualität und Männlichkeit im Spannungsfeld von Justiz, Psychiatrie, Militär und Adel. Ein Fall aus der forensischen Militärpsychiatrie des Ersten Weltkriegs
Ausgehend von einem einzelnen Fall aus dem Archiv der Berliner Charité erkundet der Artikel die komplexe historische Situation der militärischen Gerichtspsychiatrie während des Ersten Weltkriegs. Im Zentrum der Fallstudie steht die Geschichte eines preußischen Offiziers und Grafen, der während des Krieges aufgrund eines homosexuellen Delikts von der Militärjustiz angeklagt und zur Erstellung eines gerichtspsychiatrischen Obergutachtens in die Berliner Charité aufgenommen wurde. Die Untersuchung der historischen Bedingungen in denen das Gutachten verfasst wurde macht deutlich, dass der Fall nicht nur an der Schnittstelle verschiedener Institutionen entstand, sondern auch durch die Überkreuzung unterschiedlicher Diskurse über Adel, Familie, Militär, Männlichkeit und Sexualität konstituiert wurde.
Eva Hohenberger: Queering American Television. The L-Word, das Konvergenz-Fernsehen und (neo)liberale Nicht-Identität
Der Text fragt nach den Entstehungsbedingungen und der politischen Bedeutung der ersten Lesbenserie des US-amerikanischen Fernsehens. Neben einer breit institutionalisierten queeren Bewegung und einer Vielzahl von Filmen, die der Serie als Referenz dienen, werden vor allem die ökonomischen Bedingungen des sogenannten Konvergenzfernsehens betont. Nach John T. Caldwell impliziert dies einerseits die politische wie ökonomische Deregulation des amerikanischen Fernsehmarktes und andererseits das technologische Zusammenwachsen von Fernsehen und Internet. Erst vor diesem Hintergrund wird der (neo)liberale Gehalt der Serie sichtbar, die sich ideologisch zwischen einer feministischen Identitätspolitik und ihrer Auflösung in queere Positionen bewegt.