Die Fotosequenz Self Performance von 1972/73 ist eine bekannte und viel beachtete Arbeit des Frühwerks Jürgen Klaukes. In dreizehn Einzelfotografien inszeniert der Künstler in oft sehr drastischer Weise Körper und Geschlecht. Hierzu benutzt er zum Teil Kleidung und Make-up, um Weiblichkeitsmaskeraden zu erzeugen und seine Männlichkeit zu verundeutlichen. Das eigentliche irritierende Moment der Fotografien sind jedoch die zahlreichen Genitalprothesen, die der Geschlechterinszenierung oft groteske Züge verleihen. Zum Einsatz kommen kissenförmige Vaginalplastiken oder auch kleine bis riesenhaft vergrößerte Stoffhörner, die sowohl Phallusassoziationen zulassen, als auch an eine weibliche Brust erinnern.
Im Artikel soll der Geschlechterinszenierung nachgegangen werden, wobei ein Schwerpunkt auf der Analyse des Gebrauchs der Fotografie liegt. Bereits auf der Ebene der Darstellung wird mittels Maskerade, Genitalprothesen usf. ein Changieren zwischen den Geschlechtern, also ein geschlechtlich binär kodiertes Körperbild erzeugt. Diese Form einer Gleichzeitigkeit von Geschlechtlichkeit wird dabei auf medialer Ebene durch den Einsatz der Fotosequenz fortgesetzt. Die Mehrteiligkeit einer Fotosequenz kann zwar eine Narration bewirken, muß jedoch nicht zwangsläufig Linearität bedeuten. Viel häufiger erzeugt sie Formen von Gleichzeitigkeit des Dargestellten, so dass das Nebeneinander beider Geschlechter an einem Körper in Self Performance im Prinzip der Gleichzeitigkeit der Fotosequenz auf der medialen Ebene aufgegriffen und fortgeführt wird.