Miketta-Hoffmann-finalo

Miketta-Hoffmann-finalo

Bei einem Protest stehen Körper in Mitten eines kollektiven Widerstandes, sie sind das zentrale Medium. In „Eine körperliche Ästhetik des Protests als Symptom eines Digitalen Faschismus“ untersuchen Marlon Miketta und Marius Hoffmann wie ein digitaler Faschismus trotz der Verankerung im Digitalen diesen Körper wirkmächtig instrumentalisiert.
Die Autoren untersuchen die ‚Querdenker:innen‘-Selbstvergleiche mit Sophie Scholl und Anne Frank in Hinblick auf eine strategische Diskursverschiebung innerhalb des Corona-Protestmilieus 2020 und beschreiben dahinausgehend, wie die Pandemiesituation ausgenutzt wird, um den Eindruck einer vermeintlichen Prekarität eigentlich privilegierter Körper zu produzieren.

Hummel_Zur filmischen Erfahrbarkeit nicht-sichtbarer Gewalt_finalo-test

Hummel_Zur filmischen Erfahrbarkeit nicht-sichtbarer Gewalt_finalo-test

Können filmische Gewaltdarstellungen über die Wiederholung der Gewalt und damit deren Bestätigung und Verstärkung hinausgehen? Dieser Frage geht der Artikel am Beispiel des zwölfminütigen Essayfilms UNTITLED SEQUENCE OF GAPS der Regisseurin Vika Kirchenbauer und des fünfzehnminütigen Videos Obscure White Messenger der Künstlerin Penny Siopis nach. Beide Filme machen Gewaltstrukturen erfahrbar, die sich insbesondere durch ihre Unsichtbarkeit in der Gegenwart auszeichnen. In den Filmen wird eine Darstellung für diese Form von Gewalt gefunden, die sie zugleich als überwindbar erscheinen lässt.

Anne Rauber: „Untenrum frisch“: Vergeschlechtlichte Medikalisierung durch Intimhygiene

Anne Rauber: „Untenrum frisch“: Vergeschlechtlichte Medikalisierung durch Intimhygiene

Die Medikalisierung des Körpers, im Speziellen des weiblichen Intimbereichs, hat dazu beigetragen, eine Vielzahl an Optimierungsmöglichkeiten für das Individuum aufzuzeigen. Ein Beispiel dafür ist die kontinuierliche Ausweitung des Markts an sogenannten Intimpflegeprodukten in Apotheken. Diese versprechen neben der Herstellung eines „Frischegefühls“ auch eine Investition in die eigene Gesundheit. Wie aber wird im öffentlichen Raum über Intimhygiene gesprochen? Welche Wissensbestände werden verhandelt, die zu einer geschlechtsspezifischen Vorstellung von Hygiene beitragen? Dies soll im folgenden Artikel anhand der Ergebnisse einer wissenssoziologischen Beobachtungsstudie diskutiert werden.

Magdalena John: #MeToo, TIME’S UP und das Verhältnis von Politischem und Privatem

Magdalena John: #MeToo, TIME’S UP und das Verhältnis von Politischem und Privatem

Wenn wir versuchen zu begreifen was mit #MeToo gemeint ist, bieten sich hierfür eine Vielzahl von Narrativen und Diskursen an. So kann #MeToo als Social Media-Phänomen verstanden werden, aber auch als weltweites netzfeministisches Projekt. Unter dem Eindruck der Sichtbarmachung von durch Sexismus und vergeschlechtlichter Ausbeutung geprägten Arbeitsverhältnissen in der Filmindustrie mittels #MeToo, setzt sich in den USA die Initiative TIME‘S UP für den Arbeitsschutz von Frauen ein. Der Beitrag diskutiert entlang der Kategorien des Privaten und des Politischen feministische Einsätze im Kontext von #MeToo und TIME‘S UP und fragt in Anschluss an Hannah Arendt und Judith Butler danach, wie sich Prozesse und Praktiken der Ent-/Privatisierung und Re-/Politisierung unter zeitgenössischen digitalen Bedingungen neu denken lassen.

Stefanie Raible: „Grooming for Guys“ – Männliches Schönheitshandeln in Barber Shops

Stefanie Raible: „Grooming for Guys“ – Männliches Schönheitshandeln in Barber Shops

Barber Shops sind kulturelle Phänomen im deutschsprachigen Raum, die sich medialer Beliebtheit erfreuen und als Trends u.a. in diversen Zeitschriften und Magazinen rezipiert werden. Anhand einer Website-Analyse wird gezeigt, wie sie sich als „Rückzugsort nur für Männer“ inszenieren. Folglich stellt sich die Frage, wie in einem von männlicher Kodierung nur so strotzenden Diskurs männliches Schönheitshandeln verhandelt wird. Zudem soll gezeigt werden, wie sich diese Diskurse in gesamtgesellschaftliche Diskurse, etwa der neoliberalen Selbstoptimierung oder einer Krise der Männlichkeit, einfügen lassen. Jene krisenhafte Männlichkeit, die hier produziert wird, zeigt sich dabei gerade als tendenziell hegemoniale, weiße, bürgerliche Männlichkeit.

Stephanie Heimgartner, Simone Sauer-Kretschmer: Reproduktionen des Ungeborenen. Zwei Sammelbände beschäftigen sich mit den sichtbaren sowie unsichtbaren Konsequenzen von Schwangerschaft

Stephanie Heimgartner, Simone Sauer-Kretschmer: Reproduktionen des Ungeborenen. Zwei Sammelbände beschäftigen sich mit den sichtbaren sowie unsichtbaren Konsequenzen von Schwangerschaft

Der Beitrag bespricht zwei wissenschaftliche Sammelbände, die sich sowohl aus medienkomparatistischer als auch aus kulturwissenschaftlicher und historischer Perspektive mit Schwangerschaft beschäftigen. Dabei liegt der Fokus von Reproductive Rights Issues in Popular Media von Waltraud Maierhofer und Beth Widmaier Capo auf der zeitgenössischen medialen Darstellung und künstlerischen Adaption von Fragen zur Verhütung, Abtreibung und Schwangerschaft. Im Mittelpunkt stehen dabei Beispiele der gegenwärtigen Populärkultur mit internationalem Fokus. Der von Urte Helduser und Burkhard Dohm herausgegebene Band Imaginationen des Ungeborenen erarbeitet hingegen einen historischen Wissensdiskurs zur vorgeburtlichen Prägung des Ungeborenen, der auf die prominente Gefahr des Sich-Versehens durch die Mutter zurückgeht, wodurch die Vorsorgepflicht der Schwangeren gegenüber dem Ungeborenen eine neue, sich gerade heute noch stetig ausweitende, Dimension erhält.

Alexander Flaß: “I Am Odysseus, But I Have Been Penelope”: Corporeal Feminism in Siri Hustvedt’s The Blazing World

Alexander Flaß: “I Am Odysseus, But I Have Been Penelope”: Corporeal Feminism in Siri Hustvedt’s The Blazing World

Siri Hustvedt’s latest novel to date presents the story of Harriet Burden, a muted artist that is literally burdened with a gender bias inherent in New York’s art world. Crafted as an academic investigation, the narrative accentuates the philosophical significance of phenomenology for feminist projects of cultural and social criticism and their respective takes on gender. As I will suggest, by focusing on the interplay of bodily processes and cultural classification in ordinary experience, Hustvedt’s text joins corporeal feminist positions on embodiment that take issues with the tenets associated with poststructuralist thought, from its bedrock belief in discourse to ‘the body as text’-paradigm. Rather, The Blazing World draws upon phenomenological body-concepts, particularly Merleau-Ponty’s theory of embodied perception, in order to make explicit what remains implicit in social interaction. In leaving behind a nature/culture dichotomy, the novel carefully investigates the dynamics of embodied experience and social categories. In doing so, it follows corporeal feminists in their attempts to develop a nuanced understanding where notions of agency can be found and at what level (social) change may occur.