Die Autorin Marlene Streeruwitz untersucht in ihrem 2008 erschienenen Roman Kreuzungen die im Kontext neoliberaler Herrschafts- und Selbsttechnologien stehende Figur des self-made man. Max, der Protagonist des Romans, ist auf dem Weg sein altes Leben Schritt für Schritt abzustreifen wie einen Kokon, um in ein neues Leben einzutreten, welches er erst nach und nach erschaffen muss. Streeruwitz denkt den selbst gemachten Mann, diese Figur der Selbst-Erschaffung mit brutaler Konsequenz durch und beschreibt sie schonungslos in ihrer Anlage und ihren strukturellen Verstrickungen. Letztendlich führt sie mit ihrem Roman die Ausstreichung des „man“ und die Reduktion auf das „self-made“ vor.
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Herbert Schwaab: Dancing King of Queens: Sitcom, Geschlecht und Betrachter
Dieser Beitrag sieht die amerikanische Sitcom King of Queens (1998-2007) als einen gewöhnlichen Fernsehtext an, der nicht nur auf sehr komplexe Weise über den Betrachter des Fernsehens nachdenkt, sondern auch eine ästhetische Option einer positiv bestimmten Kindlichkeit der Fernsehrezeption vorführt. Diese von der Filmphilosophie Stanley Cavells hergeleitete Option formuliert einen Kontrast zu der Neigung des Fernsehens, seinen Zuschauer entweder negativ als kindlichen, unmündigen Zuschauer zu kennzeichnen, oder in Serien wie Lost und Sex and the City einen erwachsenen Zuschauer zu konstruieren, die mit der Verleugnung der Fernsehkultur und dessen Möglichkeiten einhergeht.
Daniel Winter: Konstruktion und Repräsentation von Geschlecht und Rasse in Masters of the Universe
In dieser Arbeit werden das Spielzeug und die Zeichentrickserie He-Man and the Masters of the Universe semiotisch analysiert, d.h. nach einer Beschreibung auf denotativer Ebene werden die Charaktere auf einer konnotativen Ebene in Hinblick auf einen westlichen bzw. US-amerikanischen Diskurs analysiert.
Geraldine Spiekermann: Taktiken der männlichen Scham. Über Dieter Roths Tränen
Das Veröffentlichen ist für den Künstler und Schriftsteller Dieter Roth nicht nur ein positiver, sondern auch ein scham- und angstbesetzter Vorgang. In seiner Literatur und seinen Buchobjekten gestattet er zum Teil sehr intime Einblicke. Um sein Innerstes und seine Sentimentalität nicht in aller Blöße ausliefern zu müssen, entwickelt Roth Taktiken im Umgang mit der eigenen Scham, die in diesem Aufsatz vorgestellt werden sollen: ‚Kleine Tränen’ versteckt er in einem Meer von Kleinanzeigen, mit Hieroglyphen verschleiert er den Sinn seiner Worte oder er verwendet Fäkalausdrücke, die als Abwehr- und Schutzmechanismus begriffen werden müssen.
Florian Rosenbauer: Die Aggro-Kultur – Konstruktion von Männlichkeit und Deutsch-Sein in Flers NDW2005
Als der Berliner Rapmusiker Fler im Jahr 2005 sein Musikvideo NDW2005 veröffentlicht, geht ein Aufschrei moralischer Empörung durch die Medien. Die Rede ist von Nazi-Rap und Fascho-Ästhetik und davon, ob Deutsch-Sein überhaupt artikuliert werden darf, und wenn ja, wie. Anlass genug, sich dem Medientext unter medienwissenschaftlichen Gesichtspunkten zu nähern.