Können filmische Gewaltdarstellungen über die Wiederholung der Gewalt und damit deren Bestätigung und Verstärkung hinausgehen? Dieser Frage geht der Artikel am Beispiel des zwölfminütigen Essayfilms UNTITLED SEQUENCE OF GAPS der Regisseurin Vika Kirchenbauer und des fünfzehnminütigen Videos Obscure White Messenger der Künstlerin Penny Siopis nach. Beide Filme machen Gewaltstrukturen erfahrbar, die sich insbesondere durch ihre Unsichtbarkeit in der Gegenwart auszeichnen. In den Filmen wird eine Darstellung für diese Form von Gewalt gefunden, die sie zugleich als überwindbar erscheinen lässt.
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Philipp Hanke: „Moonlight isn’t all about sex – and it’s all the more queer for it“: Sichtbarkeit und neue ästhetische Potentiale im gegenwärtigen Queer Cinema
Das gegenwärtige Queer Cinema wird regelmäßig zum Mittelpunkt von Debatten um die Sichtbarkeit von LGBT-Figuren und die Repräsentation queeren Begehrens. Insbesondere die (fehlende) Darstellung nicht-heterosexueller Sexualität führt Kritiker_innen zu pessimistischen Einschätzungen des Potentials und der Zukunft eines politischen queeren Kinos. Der Aktivismus des New Queer Cinema scheint angesichts gewonnener Kämpfe und einer fortschreitenden Kommerzialisierung vergessen. Doch eine Revision und genauere Betrachtung des NQC zeigt, dass das ‚Projekt Queer‘ nie immer nur um Repräsentation bemüht war, sondern Identitätskonzepte hinterfragte und neue Formen von Begehren denkbar machte – Ziele, die in Filmen wie etwa Barry Jenkins‘ Moonlight (2016) durch das Spiel mit Ästhetik und der filmischen Sprache erneut aufscheinen und deutlich machen, dass sich nicht (allein) die Filme ändern müssen, sondern die Art und Weise, wie wir sie sehen.
Angela Rabing: Melancholie und Identität in dem Film I’m Not There von Todd Haynes
Melancholie steht im Zusammenhang mit sozialen Zwängen und Konventionen bezüglich der Identitätsbildung. Die Figuren in den Filmen von Todd Haynes zeigen mögliche Entwürfe jenseits von heteronormativen Identitätsbildern. In I’m Not There entwickelt er eine Biografie des Musikers Bob Dylan in Fragmenten und an den Rändern hegemonialer Männlichkeit. Die so entworfenen (un)möglichen Männlichkeits- und Identitätskonzepte lassen sich als queer und melancholisch beschreiben und zeigen, wie Melancholie die Grenzen binärer und hierarchischer Strukturen unterläuft.