Die Medikalisierung des Körpers, im Speziellen des weiblichen Intimbereichs, hat dazu beigetragen, eine Vielzahl an Optimierungsmöglichkeiten für das Individuum aufzuzeigen. Ein Beispiel dafür ist die kontinuierliche Ausweitung des Markts an sogenannten Intimpflegeprodukten in Apotheken. Diese versprechen neben der Herstellung eines „Frischegefühls“ auch eine Investition in die eigene Gesundheit. Wie aber wird im öffentlichen Raum über Intimhygiene gesprochen? Welche Wissensbestände werden verhandelt, die zu einer geschlechtsspezifischen Vorstellung von Hygiene beitragen? Dies soll im folgenden Artikel anhand der Ergebnisse einer wissenssoziologischen Beobachtungsstudie diskutiert werden.
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Charlotte Braun: Daten erobern den Fußball. Zum Einsatz von Big Data in der Allianz Frauen-Bundesliga
Die Studie „Verlust von Distanz“ ist von Charlotte Braun durchgeführt worden. Ihr Ziel ist es, aufzudecken, inwieweit das Phänomen „Big Data“ im Frauenfußball angekommen ist. Es soll offengelegt werden, ob und in welchem Maße die zwölf Vereine der Allianz Frauen Bundesliga mit Videomaterial und Statistiken arbeiten und ob sich dadurch das Verhältnis zwischen Trainer_in und Spielerin verändert: Kommt es zu einem Verlust von Distanz? Kommt es durch die Systemoptimierung zu einer Objektivierung des Spiels?
Um Fragen wie diese beantworten zu können, werden Interviews mit den Trainer_innen der Frauenfußballmannschaften der 1. Liga geführt.
Mary Shnayien: „There’s a better version of you out there.“ Überwachung, Personalisierung und die Sorge um sich im Selbstversuch
In einem Selbstversuch testet die Autorin das Fitnessarmband UP der Firma Jawbone, das auf Basis gesammelter Daten personalisierte Ernährungs-, Schlaf- und Sportempfehlungen ausgeben kann, und zeichnet ihre Erfahrungen mit dem UP-System auf. Dabei wird Personalisierung sowohl als Technologie des Selbst als auch als Überwachungstechnologie bestimmt und die sich an dieser Intersektion ineinander verschränkenden Begehren, Wünsche und Ängste kartographiert.
Charlotte Braun, Lisa Seemann: (Spieler + Big Data) x Analyse ≈ Erfolg – Fußball ist (keine) Mathematik. Wie Daten den Fußball beeinflussen
„Fußball ist keine Mathematik“, sagte vor vielen Jahren einmal Karl-Heinz Rummenigge. Trotzdem ist Fußball in vielen Punkten ein berechenbarer Sport. Mit der Betrachtung von Laufleistung, Passquoten und Kraft-Ausdauer fing es einmal an, mit Tracking, Chiptechnologien und Datenbanken geht es heute weiter. Früher lieferte uns das Auge als Medium Zugang zum beliebten Sport, heute übernimmt das technische Auge die Überwachung und Auswertung von Spieldaten. Ziel der Big Data-Technologie im Fußball ist der Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Vereinen – kurz gesagt: es zählt der Erfolg. Das beste Beispiel dafür ist der Weltmeistertitel der Deutschen Nationalmannschaft 2014 in Brasilien. Daten und ihre Verarbeitung haben den Fußball weiterentwickelt, geprägt und verändert. Ohne Daten würde weder das Fernsehbild beim Zuschauer ankommen, noch das Spiel in der heutigen Form existieren. Im Kurzfilm berichten Funktionäre des DFB, des BVB und der Softwarefirmen SAP, Deltatre und Scout7 über ihre Sicht auf Big Data im Fußball.
Mejra Sänger: Spielend schön. Körperoptimierung im digitalen Alltag
Das Streben nach körperlicher Attraktivität gewinnt im Zeitalter von Fitness, Wellness und plastischer Chirurgie zunehmend an Bedeutung im Alltag des Menschen. Digitale Technologien eröffnen neue Möglichkeiten zur Optimierung des eigenen Körpers. Durch onlinebasierte Softwareanwendungen wie Makeover-Simulationen und Beauty-Apps, die eine virtuelle Körpermodifikation ermöglichen, wird Schönheit zum (nahezu) frei verfügbaren, spielend einfach produzierbaren Allgemeingut. Der Artikel beleuchtet diese spielerische virtuelle Schönheitsarbeit am Körper im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Selbstkonstitution.
Carina Kötter: Under Construction. Mit mobilen Diätcoaches und Fitnessapps zum Idealkörper
Längst wird der Körper nicht mehr als biologisches Schicksal betrachtet, sondern bildet im Sinne des ‚perpetual beta‘ das Rohmaterial, das es mithilfe von Körperpraktiken, Ernährung und Technologien kontinuierlich zu formen gilt (Giddens, Posch). Der Körper ist Dreh- und Angelpunkt sozialer Anerkennung, in ihm manifestieren sich sowohl persönliches Versagen und mangelnde Selbstdisziplin als auch die erfolgreiche Optimierung durch Arbeit am eigenen Körper. Im Artikel steht die Bedeutung des Smartphones als immer verfügbares Optimierungsinterface des aktiv gestaltenden Individuums im Fokus. Ausgestattet mit einem Cluster aus Diät-, Sport- und Lifestyle-Apps wird es zum mobilen Expertensystem. Und die Apps gehen noch einen Schritt weiter: Durch die Vermessung des Körpers und seiner Leistungen sowie den Vergleich mit anderen über Rankinglisten, Trophies und Badges wird das akkumulierte Körperkapital (Bourdieu) zur sozialen Währung, auch – oder heutzutage gerade – in digitalen Netzwerken.