Der Beitrag bespricht zwei wissenschaftliche Sammelbände, die sich sowohl aus medienkomparatistischer als auch aus kulturwissenschaftlicher und historischer Perspektive mit Schwangerschaft beschäftigen. Dabei liegt der Fokus von Reproductive Rights Issues in Popular Media von Waltraud Maierhofer und Beth Widmaier Capo auf der zeitgenössischen medialen Darstellung und künstlerischen Adaption von Fragen zur Verhütung, Abtreibung und Schwangerschaft. Im Mittelpunkt stehen dabei Beispiele der gegenwärtigen Populärkultur mit internationalem Fokus. Der von Urte Helduser und Burkhard Dohm herausgegebene Band Imaginationen des Ungeborenen erarbeitet hingegen einen historischen Wissensdiskurs zur vorgeburtlichen Prägung des Ungeborenen, der auf die prominente Gefahr des Sich-Versehens durch die Mutter zurückgeht, wodurch die Vorsorgepflicht der Schwangeren gegenüber dem Ungeborenen eine neue, sich gerade heute noch stetig ausweitende, Dimension erhält.
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Carina Kötter, Mareike Meis: Ganz schön schwanger. Schönheitspraktiken und Körpertechnologien in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft werden Frauen angesichts der damit einhergehenden körperlichen Veränderungen verstärkt zur Arbeit am eigenen Körper aufgerufen. Die Bedeutung je historisch spezifisch weiblicher Schönheitsideale und damit verbundener Körpertechnologien sowie Modepraktiken in der Schwangerschaft wird beispielhaft in der Gegenüberstellung zweier Modefotografien aus den 1960ern und der Gegenwart untersucht, wobei Fotografie als regulierendes und stabilisierendes Repräsentationssystem begriffen wird. Es zeigt sich, dass eine in der Vergangenheit vorherrschende Kaschierung des schwangeren Körpers heute durch eine Ausstellungspraxis abgelöst wird, die erst durch die Anwendung von etablierten Körpertechnologien wie gesunder Ernährung und Fitness möglich wird.
Claudia Sontowski: Körper und Geschlecht in der Schwangerschaft. Transformation und Aneignung medizinischen Wissens durch Gynäkolog_innen und schwangere Frauen
Wie werden Körper und Geschlecht in der medizinischen Schwangerschaftsbetreuung verhandelt? Während die Vereindeutigung von Wissen charakteristisch für die befragten Ärzt_innen ist, gehen Schwangere mit Wissen um, indem sie selbst Verantwortung übernehmen: sie informieren sich, setzen körpernahe Selbsttechniken ein und wägen zwischen verschiedenen Wissensbeständen ab. Dabei, so meine These, sind Selbstermächtigung und Selbstunterwerfung nicht voneinander zu trennen. Geschlecht tritt hinter den Aspekt der Selbstverantwortung zurück und wird unausgesprochen reproduziert.