Medien konstruieren über Texte, Narrative und Bilder jeden Tag, was als Geschlechterrealität in unserer Gesellschaft gilt. Denn über Sprache wird Realität konstruiert. Journalist_innen nutzen Sprache tagtäglich und tragen somit maßgeblich zu diesem Konstruktionsprozess bei. In Anschluss an Judith Butlers Theorie der Performativität von Geschlecht, Erkenntnissen aus der Stereotypenforschung und der Objektivitätskritik nach Donna Haraway, zeigt dieser Artikel auf, wie im Journalismus geschlechtersensibel gearbeitet werden kann. Mithilfe von Ergebnissen aus Expert_inneninterviews werden konkrete Handlungsempfehlungen für den Journalismus und Kernpunkte eines Leitfadens für einen geschlechtersensiblen Journalismus entwickelt. Interviewt wurden Mithu Sanyal, Tarik Tesfu, Antje Schrupp und Lea Susemichel.
Archive
Katja Vossenberg: Kurzversion Leitfaden
Anja Michaelsen, Sarah Horn: Räume öffnen, Begehren erweitern. Gespräch mit Steffen Herrmann über den Unterstrich, linke Sprachpolitik, Hate Speech und queere Leiblichkeit
Fachschaftsrat Gender Studies: Stellungnahme des FSR Gender Studies zu dem Artikel „Gender mich nicht voll“ in der :bsz, Nr. 1100 – Sonderausgabe zum Semesterstart WiSe 2016/2017
Jennifer Eickelmann: Mediatisierte Missachtung und die Verhandlung von Gender bei Empörungswellen im Netz. Der Fall Anita Sarkeesian
Mediatisierte Empörungswellen, auch ‚Shitstorms‘ genannt, sind mittlerweile zum festen Bestandteil von Aushandlungsprozessen im sogenannten ‚Mitmach-Web‘ avanciert. Gleichzeitig wird die Frage, wie das Phänomen konzeptionalisiert werden kann, für die wissenschaftliche Auseinandersetzung immer dringlicher. Anhand des Projektes Tropes vs. Women in Video Games von Anita Sarkeesian wirft der Aufsatz einen Blick sowohl auf die Medialität des Phänomens mediatisierter Empörungswellen, als auch – und damit untrennbar verbunden – auf die Performativität von Geschlechtlichkeit. Dies ermöglicht es, die Verletzungsmacht mediatisierter Empörungswellen mit der Konstitution der Kategorie Geschlecht zusammenzudenken und Umgangsstrategien einzuschätzen. Abschließend wird mit dem Begriff der ‚Störfigur‘ eine Konzeptionalisierung von mediatisierten Empörungswellen vorgeschlagen, welche sowohl ihre Verletzungsmacht und normierende Funktion, aber auch ihr produktives Potenzial, bestehende Normen zu destabilisieren, einfangen kann.
Alena Dausacker, Ann Kristin vom Ort: Where All Avatars Are Created Equal. Eine Betrachtung gegenderter Sprache in Videospielen mit wählbarem Avatar-Geschlecht
Gender-bezogene Diskussionen sind mit dem Start von Anita Sarkeesians Videoreihe Tropes vs. Women in Video Games aktiver denn je. Insbesondere die Forderung nach spielbaren weiblichen Charakteren wird immer lauter, wobei weibliche Avatare wie Lara Croft oder Bayonetta nicht minder in der Kritik stehen. Dieser Artikel wirft einen Blick auf Spiele, in denen das Geschlecht des Avatars unabhängig von Charakterklasse frei gewählt werden kann, und untersucht den sprachlichen Umgang mit Geschlecht in der Diegese sowie in der Spielerkommunikation über das Interface. Als Beispiele werden insbesondere Skyrim und Dragon Age 2 herangezogen, um zwei Spiele zu betrachten, die eine unterschiedliche narrative Struktur aufweisen.