Aus medienwissenschaftlicher Perspektive über gegenwärtige Männlichkeiten nachzudenken bedeutet derzeit vor allem, mit rechtspopulistischen, faschistischen und misogynen Inkarnationen davon konfrontiert zu sein, die sich insbesondere in (Zusammenhang mit) digital-medialen Foren und Plattformen, Messengern und Blogs re/produzieren. Um den medialen Verfasstheiten nicht nur dieser zeitgenössischen weißen Männlichkeiten nachspüren zu können, schlägt der Beitrag mit gegen sich selbst gelesenen Lektüren von Paul B. Preciados Pornotopia, Testo Junkie und Ein Apartment auf dem Uranus eine queertheoretische Perspektive auf Männlichkeiten vor, die ein spezifisches Begehren nach Männlichkeiten mit der Performativität von Gender und Medien zusammenbringt und darin anti-feministische und rassistische Ansprüche auf Männlichkeiten konterkariert.
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Nicole Kandioler: Regretting Womanhood. Bereuen gegen Normalisierung
Eine Radiosendung über Reue, ein Theaterstück über die Wirklichkeit post operationem und ein Dokumentarfilm mit zwei Schauspielern, die sich selbst spielen. Regretters spannt ein fein ziseliertes Netz aus medial gespiegelten Trans-Identitäten. Dennoch geht es in Regretters weniger um Transsexualität als um die Wirkmächtigkeit von Heteronormativität. Inwiefern lässt sich des Scheitern als Ort feministischer Kritik lesen? Welchen Handlungsspielraum räumt das Bereuen ein? Was sind die Devianzpotenziale der transsexuellen Grenzüberschreitung hinsichtlich des Trends zum ,flexiblen Normalismus‘. Inwiefern entlarvt Regretters eine neoliberale Sozialisationskultur, die das Projekt der geschlechtlichen Selbstverwirklichung der Verantwortung jedes/jeder Einzelnen überlässt?
Sarah Horn: Narrative Ordnungsmuster – ‚geordnetes‘ Geschlecht? Zur medialen Herstellung der Eindeutigkeit von Geschlecht und Strategien der Verunklarung in autobiografischen Erzählungen
Wenn in Kontexten von Trans*-Identitäten der (eigene) Körper zum Thema wird, was macht ihn zu einem ‚richtigen‘ oder ‚falschen‘? Wie verfestigt sich insbesondere in biografischen Erzählungen die Vorstellung, dass jede_r von uns über ein einziges, ‚wahres’ Geschlecht verfüge und auch, dass dieses über den Körper zum Ausdruck käme? Mit Rückgriff auf Überlegungen aus der Queer Theory werden am Beispiel der Tagebücher von Alexina Barbin und dem Dokumentarfilm She’s a boy I knew narrative Ordnungsmuster biografischer Erzählungen ebenso sichtbar wie Möglichkeiten einer Veruneindeutigung von Geschlecht.
Maxi Braun: „The goddamn Hope Diamond of transsexuals“. (Trans-)Sexualität in der US-amerikanischen Neoserie Nip/Tuck
Durch medizinischen und technologischen Fortschritt sehen wir uns mit einer neuen Kontingenz des Körpers konfrontiert, wodurch auch der Subjektbegriff in die Krise geraten ist. Die US-amerikanische Fernsehserie Nip/Tuck (2003-2010) reflektiert aufgrund des Sujets, der Narration und der filmischen Ästhetik dieses Spannungsverhältnis zwischen äußerer Hülle und innerem Kern. Anhand des in Nip/Tuck wiederkehrenden Motivs der Transsexualität zeigt der Artikel, wie die Serie den Subjektbegriff hinterfragt, dekonstruiert und ein neues neoserielles Subjekt präsentiert, das Körper und Selbst miteinander versöhnt.