Ausgabe #4 (April 2009)

Zu dieser Ausgabe
Geschichten in Spielen – Spielen mit Geschichten
Amelie Wachner
Dancing King of Queens: Sitcom, Geschlecht und Betrachter Herbert Schwaab
Den visuellen Rahmen deuten Angela Koch
Wi(e)der den Körper sprechen!? Natascha Frankenberg
Der selbst gemachte Mann. Marlene Streeruwitz‘ Kreuzungen. Tim Niklas Christmann
Die Öffentlichkeit des Krebses. Ein Forschungsprospekt Katja Sabisch


 

Zu dieser Ausgabe

 

Geschichten in Spielen – Spielen mit Geschichten

Amelie Wachner

Fanfiction ist ein von der Medienwissenschaft bisher weniger beachtetes Phänomen der Fankultur, obwohl durch das Internet in zunehmendem Maße AmateurInnen eigene Geschichten zu bereits vorhandenen Medien veröffentlichen. Dieser Essay möchte zu einer systematischen, umfassenden inhaltlichen Analyse dieser Geschichten anregen. Dazu wird im Folgenden anhand einiger exemplarischer Texte gezeigt, wie sich in Fanfiction zum Online-Rollenspiel World of Warcraft charakteristische Elemente von Computerspielen niederschlagen, die eine medienspezifische Analyse erforderlich machen.

Dancing King of Queens: Sitcom, Geschlecht und Betrachter

Herbert Schwaab

Dieser Beitrag sieht die amerikanische Sitcom King of Queens (1998-2007) als einen gewöhnlichen Fernsehtext an, der nicht nur auf sehr komplexe Weise über den Betrachter des Fernsehens nachdenkt, sondern auch eine ästhetische Option einer positiv bestimmten Kindlichkeit der Fernsehrezeption vorführt. Diese von der Filmphilosophie Stanley Cavells hergeleitete Option formuliert einen Kontrast zu der Neigung des Fernsehens, seinen Zuschauer entweder negativ als kindlichen, unmündigen Zuschauer zu kennzeichnen, oder in Serien wie Lost und Sex and the City einen erwachsenen Zuschauer zu konstruieren, die mit der Verleugnung der Fernsehkultur und dessen Möglichkeiten einhergeht.

Den visuellen Rahmen deuten

Angela Koch

Rezension von Linda Hentschel: Bilderpolitik in Zeiten von Krieg und Terror. Medien, Macht und Geschlechterverhältnisse (unter Mitarbeit von Caroline Schubarth), Berlin 2008: b_books.
Der Sammelband Bilderpolitik in Zeiten von Krieg und Terror. Medien, Macht und Geschlechterverhältnisse, der 2008 von Linda Hentschel herausgegeben wurde, befasst sich mit den diskursiven und medientheoretischen Verschränkungen von Bild, Gewalt und Geschlecht. Er behandelt diesen Themenkomplex v.a. angesichts der veränderten politischen Ordnungen nach dem einschneidenden Ereignis 9/11, aber auch im historischen Rückblick auf Bilderpolitiken in politischen Umbruchsituationen.

Wi(e)der den Körper sprechen!?

Natascha Frankenberg

Mit Hilfe des Begriffs Körper werden Fragen aufgeworfen, die die Beziehung von Medien und Geschlecht zu verorten suchen. Dabei verschieben sich Gegenstand und Methode wechselseitig. Der Text selbst will keine Analyse sein, aber doch die Analyse stark machen.

Der selbst gemachte Mann. Marlene Streeruwitz‘ Kreuzungen.

Tim Niklas Christmann

Die Autorin Marlene Streeruwitz untersucht in ihrem 2008 erschienenen Roman Kreuzungen die im Kontext neoliberaler Herrschafts- und Selbsttechnologien stehende Figur des self-made man. Max, der Protagonist des Romans, ist auf dem Weg sein altes Leben Schritt für Schritt abzustreifen wie einen Kokon, um in ein neues Leben einzutreten, welches er erst nach und nach erschaffen muss. Streeruwitz denkt den selbst gemachten Mann, diese Figur der Selbst-Erschaffung mit brutaler Konsequenz durch und beschreibt sie schonungslos in ihrer Anlage und ihren strukturellen Verstrickungen. Letztendlich führt sie mit ihrem Roman die Ausstreichung des „man“ und die Reduktion auf das „self-made“ vor.

Die Öffentlichkeit des Krebses. Ein Forschungsprospekt

Katja Sabisch

Die Impfung gegen Humane Papillom Viren (HPV) wird seit 2007 von einer Werbekampagne flankiert, die eher auf Jette Joop und Silbermond anstatt auf Information und Aufklärung setzt. Im Zuge dieser Marketingstrategie wurde nicht nur das Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit, sondern auch der Geschlechterkörper neu justiert: Mädchen werden durch die Verknüpfung von Public Health und Pop Kultur zugleich als krank und kokett entworfen – eine Allianz, die ihresgleichen sucht. Der Artikel greift dieses Spannungsverhältnis auf und stellt mögliche Forschungsperspektiven vor.