Autor: kultur & geschlecht
Nina Menkes and the Hamburg International Queer Film Festival: A different was of depicting love and affection? Mathilde Laure Lehaen
Weiterlesen Ausgabe #30 (Februar 2023)
„But you’re white“ – Das Stereotyp der Jewish American Princess in GLOW Annika Artmann
Freitagnacht Jews als Herausforderung von dominanzgesellschaftlichen Bildern des Jüdischen? Lailah Atzenroth
Queer* re:collections_ Barbara Hammers Archivierungspraktiken im trans*temporalen Dialog M* Lucka
Negative Affizierung in den Gender Studies – Umgang mit verletzendem Material Tabea Speder
Weiterlesen Ausgabe #29 (Juli 2022)
@wasihrnichtseht – Gemeinschaft als Konsequenz geteilter Rassismuserfahrungen Hannah Goga und Dominik Lucha
‚Sie hätten uns niemals Uniformen geben sollen, wenn sie nicht wollten, dass wir eine Armee sind!‘ – The Handmaid’s Tale als Protestsymbol Herolina Krasniqi
It’s all Wanda…or is it? Eine Analyse von Marvel’s WandaVision Luca Evers
Adolescence Apocalypse – Queere Raum- und Zeitkonstruktionen im Animationsfilm Theodor Vité
Weiterlesen Ausgabe #28 (Februar 2022)
Eine körperliche Ästhetik des Protests als Symptom eines Digitalen Faschismus – Strategische Diskursverschiebung der ‚Querdenker:innen‘ im Corona-Protestmilieu 2020 Marius Hoffmann und Marlon Miketta
But I ain‘t soft: Schwarze queere Männlichkeit in Moonlight und The Aggressives Herolina Krasniqi
Queere Subjektivität durch affizierende Mimesis: Die Kinoleinwand als Spiegel in Madame Satã Lukas Wierschowski
Liebenswürdiger Serienmörder und unsympathische Frauen. Misogynie in You. Du wirst mich lieben Elena Viola Heinz
Zu dieser Ausgabe
Schwerpunkt der Winterausgabe #28 des onlinejournal kultur&geschlecht ist die Analyse audiovisueller Medien:
Mit besonderer Aufmerksamkeit für medienästhetische Dimensionen werden einerseits einschlägige Filme des Queer Cinema analysiert und andererseits die populäre Serie You. Du wirst mich lieben sowie Videos aus dem Kontext der ,Querdenken’-Bewegung diskutiert. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf queeren, gendersensiblen, rassismus- und faschismuskritischen Perspektiven.
Der Artikel von Marius Hoffmann und Marlon Miketta widmet sich einer konzentrierten, vergleichenden Analyse zweier symptomatischer Medienereignisse, aus dem gegenwärtigen Coronaprotestmilieu: Welcher Politik dienen Shoah-relativierende Vergleiche von Protestrednerinnen mit Sophie Scholl und Anne Frank im Kontext der öffentlichen Kritik an Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie? In welcher Weise tragen die in der ,Querdenken’-Bewegung oberflächlich als Forderung nach bürgerlichen Freiheiten und liberalen Prinzipien formulierten Gesten zu einer Diskursverschiebung und einer spezifischen Gewalt an den Betroffenen von struktureller und faschistischer Gewalt bei?
Auch Herolina Krasniqis Beitrag arbeitet mit einem Vergleich: In der Analyse der Filme Moonlight wird die stereotype Darstellung Schwarzer Männlichkeit als gefährlich, aggressiv und kriminell dekonstruiert und nuanciert. In der vergleichenden Betrachtung mit The Aggressives als Performativität einer aggressiven Female Masculinity wird die Möglichkeit einer queeren Perspektive eröffnet, die eindeutige Zuschreibungen und Positionierungen entlang der Kategorien race und gender herausfordert.
Ebenfalls mit queerer Filmkultur beschäftigt sich Lukas Wierschowski: Mithilfe einer produktiven Spannung zwischen der feministischen Filmtheorie von Laura Mulvey und der haptischen Filmtheorie Laura Marks’ wird eine queere Mimesis im Film Madame Satã erfahrbar gemacht. Das aktive filmische Spiel mit Blickstrukturen wird in ein Wissen überführt, das sinnlich-affektive Subjektivierungsmöglichkeiten öffnet.
Dass die Serie YOU. Du wirst mich lieben eine performative, misogyne Darstellungspolitik unterhält, macht Elena Heinz’ Analyse deutlich. Ausgehend von der Frage, warum es eine anhaltende populäre Fankultur um den Protagonisten der Serie gibt, die dessen misogyne Gewalt durch ein hohes Identifikationspotential verstellt, bezieht sich die Analyse auf Kate Mannes Misogyniekonzept. Dabei zeigt sie, dass die Liebenswürdigkeit romantischer Obsession auf einem Gewaltverhältnis beruht, das medial ausgebeutet werden kann.
Eine körperliche Ästhetik des Protests als Symptom eines Digitalen Faschismus – Strategische Diskursverschiebung der ‚Querdenker:innen‘ im Corona-Protestmilieu 2020
Marius Hoffmann und Marlon Miketta
Bei einem Protest stehen Körper inmitten eines kollektiven Widerstandes, sie sind das zentrale Medium. In „Eine körperliche Ästhetik des Protests als Symptom eines Digitalen Faschismus“ untersuchen Marlon Miketta und Marius Hoffmann, wie ein digitaler Faschismus trotz der Verankerung im Digitalen diesen Körper wirkmächtig instrumentalisiert.
Die Autoren untersuchen die ‚Querdenker:innen‘-Selbstvergleiche mit Sophie Scholl und Anne Frank in Hinblick auf eine strategische Diskursverschiebung innerhalb des Corona-Protestmilieus 2020 und beschreiben davon ausgehend, wie die Pandemiesituation ausgenutzt wird, um den Eindruck einer vermeintlichen Prekarität eigentlich privilegierter Körper zu produzieren.
But I ain‘t soft: Schwarze queere Männlichkeit in Moonlight und The Aggressives
Herolina Krasniqi
Populärkultur nährt sich oft von Darstellungsformen hyper-maskuliner Schwarzer Männer, wie sie sich in Literatur, Film, Sportunterhaltung und Musik, insbesondere aber in der Hip-Hop-Kultur finden lassen. Häufig wird nur eine stereotype Erzählung von Schwarzer Männlichkeit propagiert, die von Gewalt, Kriminalität und körperlicher Überlegenheit geprägt ist. Diese Eindimensionalität prägt insbesondere die Darstellung von Schwarzen queeren Charakteren. Diese Artikel widmet sich, mithilfe von beel hooks Analyse Schwarzer Männlichkeit, der Performativität Schwarzer queerer Männlichkeit am Beispiel der Filme Moonlight und The Aggressives und fragt danach, inwiefern diese Filme mit stereotypischen Darstellungen brechen.
Queere Subjektivität durch affizierende Mimesis: Die Kinoleinwand als Spiegel in Madame Satã
Lukas Wierschowski
Obwohl der Film ein audiovisuelles Medium ist, kann er stark auf die Körper der Zuschauenden einwirken: „Gänsehaut“, „Nervenkitzel“, „ein kalter Schauer, der über den Rücken lauft“ sind Ausdruck affektiver Qualitäten filmischen Erlebens. Doch welches Potenzial liegt in dieser sinnlichen Dimension des Films für ein queeres Kino? Diese Frage reflektiert der Film Madame Satã, indem aus der Kinoleinwand ein Spiegel und aus dem dort erlebten Affekt eine queere Subjektivität wird. Der spezifischen queeren Ästhetik, die im Kontrast zur Bildordnung des classical Hollywood steht, und den damit einhergehenden Reflexionsprozessen über Kino, Spiegel und Affekte, widmet sich dieser Artikel.
Liebenswürdiger Serienmörder und unsympathische Frauen. Misogynie in You. Du wirst mich lieben
Elena Heinz
Die auf dem Roman You von Caroline Knepes basierende Serie gehörte mit über 40 Millionen Zuschauenden im Jahr 2019 zu einer der beliebtesten Netflix-Serien des Jahres. Die zweite Staffel erreichte bis Anfang 2020 über 54 Millionen Zuschauende, eine dritte Staffel wurde 2021 veröffentlicht. Die Faszination für You ist insofern bemerkenswert, als sie die Hauptfigur Joe Goldberg, einen Stalker und Serienmörder, für eine sympathisierende Zuschauer*inidentifikation anlegt.
Der Beitrag widmet sich einer Analyse dieser Darstellung mithilfe von Kate Mannes Thesen zu Misogynie: Welche misogynen Praktiken gibt es in der Diegese der Serie, die sich mit Mannes Thesen identifizieren lassen? Inwiefern verleitet die Narration die Zuschauenden aber auch dazu, sich auf die Seite des Stalkers zu schlagen und sich an seiner Misogynie unterbewusst zu beteiligen? Beteiligt sich die Serie selbst performativ an einer misogynen Darstellungspolitik?