Ausgabe #14 (Februar 2015)

Zu dieser Ausgabe
Raum, ‚Andersartigkeit‘ und subversives Potenzial. Heterotopien in Gloria Naylors Romanen Katharina Rudel

Narrative Ordnungsmuster – ‚geordnetes‘ Geschlecht? Zur medialen Herstellung der Eindeutigkeit von Geschlecht und Strategien der Verunklarung in autobiografischen Erzählungen Sarah Horn
„The love that dare not speak its name“. Männliche Homosexualität als historisches Phänomen im British Gay Heritage Cinema Maurice Spengler
Ein Prozessbericht als Herrschaftskritik. Die politische Dimension in den Briefen Madame de Sévignés Markus Wewel


 

Zu dieser Ausgabe

 

Raum, ‚Andersartigkeit‘ und subversives Potenzial. Heterotopien in Gloria Naylors Romanen

Katharina Rudel

Dieser Artikel untersucht vier Romane der afro-amerikanischen Autorin Gloria Naylor. Es wird gezeigt, dass deren fiktionale Räume als Heterotopien zu verstehen sind, die ihre Umgebung zugleich reflektieren und umkehren. Nach einer Einführung in Foucaults Konzept werden die Orte auf ihre heterotopen Qualitäten hin untersucht. Wie reflektieren sie ihre Umgebung und deren soziale Ordnung? Wie werden Normen, Werte, Diskurse, Ideologien und Mythen hinterfragt und umgekehrt? Dabei wird die Entwicklung des Fokusses der Romane von innerstädtischen Relationen und kontemporären Diskursen über Amerikas Selbstbild und dem Verständnis einer homogenen Nation bis hin zur binären Denkweise auf einer transnationalen Ebene nachvollzogen.

Narrative Ordnungsmuster – ‚geordnetes‘ Geschlecht? Zur medialen Herstellung der Eindeutigkeit von Geschlecht und Strategien der Verunklarung in autobiografischen Erzählungen

Sarah Horn

Wenn in Kontexten von Trans*-Identitäten der (eigene) Körper zum Thema wird, was macht ihn zu einem ‚richtigen‘ oder ‚falschen‘? Wie verfestigt sich insbesondere in biografischen Erzählungen die Vorstellung, dass jede_r von uns über ein einziges, ‚wahres’ Geschlecht verfüge und auch, dass dieses über den Körper zum Ausdruck käme? Mit Rückgriff auf Überlegungen aus der Queer Theory werden am Beispiel der Tagebücher von Alexina Barbin und dem Dokumentarfilm She’s a boy I knew narrative Ordnungsmuster biografischer Erzählungen ebenso sichtbar wie Möglichkeiten einer Veruneindeutigung von Geschlecht.

„The love that dare not speak its name“. Männliche Homosexualität als historisches Phänomen im British Gay Heritage Cinema

Maurice Spengler

Der Beitrag untersucht die durch Verweise auf die Antike und Kopplung an die Gegenwart evozierten Widersprüche in der Betrachtung männlicher Homosexualität im Genre des British Gay Heritage Cinema. Anhand ausgewählter Filmbeispiele soll gezeigt werden, wie es durch die Vermischung der Zeitebenen zu Ambivalenzen in der Repräsentation männlicher Homosexualität kommt. Die filmische Gegenwart des Viktorianismus wird dabei durch das Konzept der platonischen Liebe angereichert. Das Zusammenspiel aus der dargestellten Frustration der homosexuellen Protagonisten und dem visuellen Genießen der Nostalgie des Genres scheint widersprüchlich und verweist auf aktuelle Debatten über Toleranz und Vielfalt.

Ein Prozessbericht als Herrschaftskritik. Die politische Dimension in den Briefen Madame de Sévignés

Markus Wewel

Madame de Sévigné verfasste im 17. Jahrhundert zahlreiche Briefe an ihre Tochter und enge Freund_innen. Ihre Briefe sind als eines der wenigen Werke von Frauen aus dem 17. Jahrhundert in den französischen Literaturkanon eingegangen. Bereits ihre Zeitgenoss_innen, aber auch die aktuelle Forschung haben dabei stets ihren Unterhaltungswert und ihre Natürlichkeit betont. Doch entgegen dem Vorurteil, es handle sich dabei ausschließlich um Briefe einer liebenden Mutter, lassen sich in vielen ihrer Briefe – sowohl subtil wie offenkundig – politische Botschaften finden. Besonders in den Briefen, die über den Prozess gegen ihren Freund Fouquet berichten, zeigt sich deutlich die Kritik an der Herrschaft Ludwig XIV.